Über Mädchenarbeit im KJR
Das Projekt KORALLE wurde 1993 durch die psychosoziale Beratungsstelle der Caritas Forchheim gegründet und ging 1993 in die Trägerschaft des Kreisjugendrings Forchheim über.
Die geschlechtsspezifische Arbeit bezieht die sich ständig ändernden Lebensverhältnisse der Mädchen mit ein, greift die verschiedenen Problemlagen auf, setzt bei den Ressourcen an und eröffnet Chancen, das Selbst-BEWUSST-Sein von Mädchen zu stärken.
Mädchenarbeit finden sowohl im geschlechtshomogenen als auch im geschlechtsgemischten Kontext statt, denn:
einerseits bietet der geschlechtshomogene Rahmen den Mädchen den notwendigen "Schonraum". Mädchen können frei von männlichen Standards und Erwartungen auf sich blicken und dabei unterstützt werden, sich ihrer eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften bewusster werden und neue Handlungsspielräumen entdecken.
andererseits bietet die geschlechtsgemischte Arbeit – die Möglichkeit, sich mit dem anderen Geschlecht auseinanderzusetzen, die männliche Sichtweise näher kennen zu lernen und sich untereinander sinnvoll auszutauschen.
Mädchenarbeit KORALLE wendet sich neben den "Mädchen" auch an "Frauen", Multiplikatorinnen, Betreuerinnen, Lehrerinnen etc., die diese Arbeit kennen lernen wollen und Unterstützung suchen.
Mädchenarbeit ist Jugendarbeit
§ 11 + 12 KJHG: Mädchenarbeit ist Jugendarbeit, stellt jedoch die Interessen, Wünsche, Bedürfnisse und Erfahrungen von Mädchen in den Mittelpunkt.
§ 9, 3 KJHG:
"Bei der Ausgestaltung der Leistungen und der Erfüllung der Aufgaben (…) sind
3. die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen zu berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen zu fördern."
Grundsätze von Mädchenarbeit
1. Parteilichkeit
- Parteilichkeit bedeutet,das aktuelle Empfinden, Denken, Handeln und Verhalten der Mädchen als das ihnen z.Z. maximal Mögliche zu akzeptieren und wertzuschätzen,
- die Bedürfnisse, Interessen, Wünsche, Lebensvorstellungen und Zukunftspläne
- der Mädchen aus ihrer Perspektive wahr- und ernst zu nehmen,
- Mädchen zum Ausgangspunkt des pädagogischen Handelns zu machen.
Parteilichkeit ist eine pädagogische Haltung, Mädchen auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen, ihnen aber keinesfalls die eigenen Wertmaßstäbe überzustülpen!
Parteilichkeit erfordert eine starke Verknüpfung von persönlicher Identität und Professionalität. Dies zu leisten, setzt ein beträchtliches Maß an Reflexionsvermögen voraus und die Bereitschaft, sich selbst mit den persönlichen Einschätzungen und Lebensvorstellungen immer wieder anzubieten und zur Diskussion zu stellen.
2. Frauen als Identifikationsmodelle
- Die Anleitung von Frauen ist unabdingbar, da sie ähnliche Formen der Benachteiligung erlebt haben;
- Frauen können den Mädchen unterschiedliche Lebensentwürfe zu Wahl stellen und bieten ihnen somit Identifikationsmöglichkeiten zur Rollenauseinandersetzung.
3. Um- und Aufwertung weiblicher Eigenschaften
- Ausgangslage: Mädchen erleben eine Minderbewertung weiblicher Eigenschaften
- Es geht um eine Neubewertung von Eigenschaften und Zuschreibungen, die nichts mit "Geschlecht" zu tun haben.
- Es geht NICHT um eine Abwertung von Jungen/Männern oder eine Anpassung der Mädchen an die männliche Norm, sondern darum, alle menschlichen Eigenschaften zu überprüfen, um einen partnerschaftlichen Umgang der Geschlechter miteinander zu erreichen.
4. Ganzheitlichkeit
- meint das Bemühen, sowohl körperliche und gefühlsmäßige, als auch geistige Anteile zu vereinbaren.
- Mit der Verbindung von Körper, Gefühl und Geist entsteht weibliche Stärke und Identität